Johanna Stibi

„Ich wollte es einfach nur gut machen und mein Bestes geben“….und dann war sie Kreismeisterin. Johanna Stibi aus Geldern hat es 2014 mit ihrem Carl geschafft. Cupidon, das ist eigentlich der echte Name von Carl, ist mit Johanna erst seit dem Spätsommer 2013 zusammen. Vorher war der inzwischen fast 15-jährige braune Wallach mit Katharina Rudolphi auf Schleifenjagd.

(Foto: equipe-foto.de, Cupidon 2, Wesel 2014)

 

Im Alter von 6 Jahren hat sich Johanna für den Reitsport entschieden. Ihre Entscheidung, diesen Sport zu betreiben, fiel ihr durch Freunde der Familie leicht, die auch im Vielseitigkeitssport engagiert sind. Johanna hatte dort bei den Besuchen immer die Möglichkeit, deren Ponys zu reiten. Und auch heute ist die Freundschaft bestehen geblieben. Carl genießt seine Freizeit immer noch auf dem Hof der Freunde in Finkenberg. Und damit Carl nicht so alleine steht, ist auch noch Johannas Pony Mac Diana dort. Ihr Bruder Roman reitet ebenfalls und natürlich steht auch sein Calimero dort. Auch ihn hat das Virus Vielseitigkeit gefasst.

 

Wieso aber Vielseitigkeit? Es ist halt einfach der abwechslungsreichste Sport beim Reiten. Und natürlich liebt Johanna das Gelände am meisten,…warum? Weil es einfach Spaß macht und man mit seinem Partner zusammen arbeitet. Und Carl ist nicht ihr Pferd, Carl ist der Partner! Zu ihm hat sie Vertrauen, denn sonst geht es gerade in der Vielseitigkeit nicht. Und dann waren da 2 Tage im September 2014, dort hat einfach alles gestimmt. Zwar musste Johanna nach der Dressur noch ihrer Vereinskollegin Christin Meinel den Vortritt lassen. Nach dem Springen hatte sie aber einen komfortablen Vorsprung vor Nina Cleven von 15,5 Punkten. Somit machten ihr die 1,2 Fehlerpunkte im Gelände für die Zeitüberschreitung keinen Strich mehr durch die Rechnung. Das Bad im Teich in Finkenberg musste sie dann trotz ihrer Erkältung über sich ergehen lassen. Dass sie mächtig stolz auf ihren Carl war, keine Frage!

  

(Fotos: equipe-foto.de, Kreismeisterschaften 2014 Finkenberg)

 

Dass neben dem Reitsport wenig Zeit bleibt, trägt die 16-jährige Gymnasiastin mit Fassung. Gerade jetzt, wo sie in der Oberstufe des Lise-Meitner Gymnasium ist, wird die Zeit ein wenig enger. Natürlich macht sich der Druck des G8 bemerkbar. Zum Glück kann sie sich auf die Fächer, die ihr gefallen - Deutsch, Literatur und Erdkunde - konzentrieren. Ja und wenn dann noch Zeit ist, dann lernt man auch auf einer Städtetour immer etwas dazu. Da ist der Nachmittag bei den Pferden Entspannung pur und außerdem sind dort ja auch die Freunde anzutreffen. „Der Reitsport ist auch eine Abwechslung vom Alltag in der Schule“, sagt Johanna. Am liebsten geht’s dann natürlich zum Ausreiten, „da bekommen Carl und ich den Kopf frei“, meint sie.

 

Michael Jung ist Johannas Vorbild. Er hat in der Vielseitigkeit einfach alles erreicht, was man nur erreichen kann. Simone Füllgraebe ist ihre Trainerin. Und Faye, die Tochter von Simone, ist ja mit Michi Jung liiert. Ohne Simone hätte sie es auch nie geschafft, das zu erreichen, was sie bis jetzt erreicht hat. So hört sich ein herzliches „Dankeschön“ an die Trainerin an! Aber neben dem Training gibt es natürlich noch viele Lehrgänge, auf denen man immer etwas lernt. Überhaupt sei der Reitsport mehr als nur Sport. Er bereitet auf die Zukunft vor und man lernt schnell Verantwortung zu übernehmen. Das Pferd ist ja der Partner und nicht ein Tennisschläger, den man einfach wegstellen kann. Verantwortung bedeutet, Zeit zu opfern und sich einfach „kümmern“. Es gibt ja nicht nur Sonnenschein. Damals, als Johanna noch mit ihrem Pony geritten ist, gab es eine dieser Durststrecken. Nach einer Vielseitigkeit lahmte Mac Diana und die Genesung dauerte lange. Unterstützung kam da auch wieder von Eltern und den Freunden auf dem Pinshof in Finkenberg. Überhaupt sind diese Unterstützer ihr wichtig! Vorneweg natürlich die Eltern. Gerade Vielseitigkeitssport ist enorm zeitaufwendig und da sind die Turniere nicht mal eben immer um die Ecke, wie es so schön heißt. Aber Mama ist immer dabei und hilft, wo sie nur kann.

(Foto: equipe-foto.de, Mac Diana, Kamp-Lintfort 2013)

 

Nicht ohne Grund sind die Eltern auch besorgt um die Geschwister. Vielseitigkeit ist die Krone der Reiterei, leider aber auch ein wenig gefährlicher als vielleicht andere Disziplinen. Für Johanna ist es daher enorm wichtig, dass sie nie ohne Helm reitet. „Und im Gelände bin ich nie ohne Airbagweste.“ Wichtig ist ihr auch, dass sie beim Springen geschützt ist und dort mit Weste reitet. Leider sieht man aber auch immer öfter auf Turnieren, dass Reiter und Pferd den Aufgaben nicht gewachsen sind. Und obwohl Carl schon Vielseitigkeiten der Klasse CIC** gegangen ist, möchte Johanna das Feld von hinten aufrollen. So waren letztes Jahr die Prüfungen VA* und auch mal VA**. Das möchte sie dieses Jahr ein wenig steigern und schauen, wie sicher sich beide in der VA** fühlen und dann vielleicht mal eine L-Prüfung gehen. Ein guter Vorstoß ist die Einführung von Pins und MIM, diese sorgen für „nicht feste“ Geländehindernisse. Es hilft aber auch viel, wenn die Veranstalter auf die Bodenverhältnisse reagieren und da und dort eine Strecke entschärfen.

 

Und wie sieht das Leben abseits des Reitsports aus? Das ist natürlich auch vorhanden. Freunde treffen und leckeres Essen sind Hobbys von ihr. Und das geht natürlich bei den Kurztrips mit den Eltern besonders gut. Andere Länder, andere Sitten könnte man es kurzfassen. Und auch im Urlaub hat Spanien eine besonders gute Küche. Urlaub am Meer, ja das ist was Schönes. Einfach die Seele baumeln lassen. So in etwa sieht ein Urlaubstag bei Johanna aus. Und im Winter? Gut, die Karibik wäre einer ihrer Träume oder irgendein exotischen Land. Die skandinavischen Länder wären auch eine Reise wert, findet Johanna. Und das könnte man auch gut mit einem Trip im Winter verbinden. Im Winter geht es dann aber meist mit der Familie zum Ski fahren. Dort kann man auch gut entspannen. Überhaupt, Entspannung sei wichtig für sie. Einfach mal abschalten. Das geht auch in den heimischen 4 Wänden gut. Klavier spielen ist ein weiteres Hobby. Tennis „als Sport nebenbei“ musste leider aus Zeitgründen weichen.

(Foto: Johanna Stibi, privat)

 

„Ich finde die Harry Potter Reihe super…aber wie kommst du auf die Idee ein solches Buch zu schreiben?“ So könnte eine Begrüßung von J.K. Rowling sein, eine Person, die Johanna gerne mal treffen würde. Da passt auch der Berufswunsch gut ins Programm. „Schauspielerin. Aber auch Psychologie wäre nicht verkehrt!“ Im Schauspiel ist bekanntlich immer Psychologie mit dabei. Und wenn all das nicht klappen würde, „eine Freundin von mir studiert gerade Hotelmanagement, das ist auch total spannend!“ Bis sie sich entscheiden muss, ist ja noch eine Weile hin. Leider ist aber gerade der Urlaub, pardon die Ferien, wieder vorbei. So bleibt keine Zeit mehr zum langen Ausschlafen und Faulenzen. Das Fernsehen bleibt dann ab und an mal aus, ansonsten ist fast jeden Abend ‚Alles was zählt‘ und ‚Gute Zeiten schlechte Zeiten‘ bei Stibis zu sehen. Aber, und das kommt groß raus, „aber mein Lieblingsbuch ‚Mein Weg zur dir‘ von Nicholas Sparks darf nicht fehlen am Abend!“ Kriegsfilme und Dokumentationen aus der NS-Zeit sind gar nicht Johannas Ding. Diese Dokumentationen stimmen sie sehr nachdenklich. „Darüber könnte ich weinen, wenn ich diese Dinge sehe.“ Umso trauriger ist es, dass es heute noch Menschen gibt, die es nicht verstehen und so etwas immer noch leugnen.

 

Jetzt sind die Weihnachtsferien erst mal vorbei und der normale Alltag von Johanna hat wieder begonnen. Das ungeliebte frühe Aufstehen und ab in die Schule. Aber auch dort kann sie lachen. Kommt ja dann doch ab und an vor, dass lustige Dinge passieren oder auch Momente da sind, in denen es vielleicht nicht angebracht ist. Aber lachen ist ihr wichtig. Freude ist Emotion und auch die hilft, einen stressigen Tag zu überstehen. Gerade in der Oberstufe ist der Druck natürlich groß. Zu Hause warten dann ja auch die Pferde und die Hausaufgaben. Was gibt es also Schöneres, es entspannt anzugehen. „Ob dann zu Hause erst Hausaufgaben oder Pferde kommen, das entscheide ich immer danach, wie lange ich in der Schule sitze.“ Nur in der Klausurphase muss das Reiten manchmal ausfallen. Dann springen die Freunde vom Pinshof in Finkenberg ein, manchmal auch ihr Bruder Roman. Das Verhältnis zu ihrem Bruder ist dank des Hobbys recht eng. Natürlich gibt es auch Reibereien, aber wo gibt es die nicht. Und schließlich schweißen Streit und die Versöhnung hinterher auch zusammen. 

 

(Foto: Johanna Stibi, privat)

 

Langsam beginnt nun auch die Vorbereitung auf die neue Saison. In der Schule ist es bis zum Abitur ja noch etwas hin. Jetzt heißt es, langsam mit dem Konditionstraining zu beginnen. Und dann wird es auch in absehbarer Zeit wieder Lehrgänge geben. Zweimal in der Woche trainiert Johanna mit Simone Füllgraebe. Ansonsten steht viel Dressurarbeit auf dem Programm. Ist ja schließlich die Basis des ganzen Reitens. Das Wetter derzeit macht die Konditionsarbeit allerdings zu Nichte. Mit Ausreiten ist leider nicht viel. Nur gut, dass keine Turniere stattfinden und der Kopf frei ist.

 

(Foto: equipe-foto.de, Cupidon 2, Kamp-Lintfort 2014)

 

Wenn es denn mal nicht so klappt wie es soll, dann liegt es meist an der Reiterin selber, gibt Johanna selbstkritisch zu. „Dann bin ich immer total geknickt!“ Manchmal ist sie aber auch sauer, wenn sie denkt, dass alles super lief. Gott sei Dank sind solche Gefühle aber nur von kurzer Dauer. Der Vorteil an der Vielseitigkeit, findet sie, ist eindeutig, dass man kleinere Fehler auch wieder ausbügeln kann in den anderen Teilprüfungen. Auch das macht für sie die Vielseitigkeit aus, neben dem miteinander, das sonst schon manchmal verloren geht. 

 

Wichtig ist ihr noch, dass Pferde artgerecht gehalten werden. Leider sieht man es immer öfter, dass Pferde unausgeglichen sind. Dies liegt mit Sicherheit oft auch an deren Haltung. Ein ausgeglichenes Pferd ist im Sport genauso wichtig wie auch ein ausgeruhter und fitter Reiter. Ach ja, Angst sollte er natürlich auch nicht haben, aber Respekt vor den Sprüngen wäre sicherlich nie verkehrt. Der Respekt ist aber wichtig, sonst passieren die Fehler durch Unachtsamkeit. Und da ist es dann die Familie, die Freunde und auch die Trainerin, die Sicherheit geben und auch manchmal Mut zusprechen müssen. Da reicht es auch, wenn man hört, „du schaffst das“. Und geschafft hat sie 2014 viel!

 

In diesem Sinne wünsche ich Johanna für die kommende Saison viel Erfolg! Ich hoffe, dass euch diese kleine Homestory zu unserer Kreismeisterin gefällt. Ich werde versuchen, jeden Monat jemanden vorzustellen. So ist die Homestory für den kommenden Monat schon in Arbeit.

 

(Foto: equipe-foto.de, Cupidon 2, Wesel 2014)

DATE: Montag, 28 Dezember 2015 10:12

Schlagwörter: stibi, Johanna stibi, homestory, Vielseitigkeit, Eventing